Die kürzeste Nacht...
...war zugleich die letzte für den Kater meiner Mutter. Angefahren lag er tot am Straßenrand, als ihn eine Frau fand und uns fragte, ob er zu uns gehöre. Ja. Das war unser Rolli. Der Schatz meiner Mutter, ihm hat sie alle Liebe geschenkt. Nichts war zu teuer für ihn, seinetwegen hatte ihr Leben vor gut zwei Jahren einen neuen Sinn bekommen. Nun ist er tot.
Wie schlecht es ihr wirklich geht, kann ich nur ahnen. Ich hatte es ihr heute morgen erzählt und irgendwie versucht, sie zu trösten. Aber wie kann man das? Er war gerade zwei Jahre alt, kein Alter zum Sterben, und beide hingen so aneinander. Wie soll man erklären, dass es sein Schicksal war, direkt hier an unserer kaum befahrenen Straße vor ein Auto zu springen? Vermutlich noch vor das einzige, was heute Nacht überhaupt hier vorbei gefahren ist. Für sie bricht eine Welt zusammen.
Und ich? Ich habe einfach nur Angst. Angst, dass es nun abwärts geht mir ihr. So lange wie sie schon krank ist, so viele Schicksalsschläge wie sie schon hinnehmen musste, und nun schon wieder einer. Das ist so ungerecht. So unfair. Warum gerade dieser Kater? Der, der immer auf sie gewartet hat, der sich wie selbstverständlich auf ihrem Elektro-Rollmobil herumgelümmelt hat, als wäre es seins? Warum er, der ihr überall hin folgte und wie ein kleiner weißer Schatten immer in ihrer Nähe war. Ich kann es kaum fassen. Es ist so unfair.
Gestern habe ich noch im Spaß gesagt, dass er eine "faule Socke" sei (ja, habe ich wirklich gesagt), weil die Tierärztin letzte Woche meinte, dass er keine Milben im Ohr hat, sondern einfach nur zu faul ist, sich richtig zu putzen. Letzte Woche saß er auch hier oben vor meinem Badezimmerfenster - etwas ratlos vor dem Fliegengitter. Der kleine Dachhase. Wenn man ihn gerufen hat, war er immer sofort da - sofern er in Rufnähe war.
Heute Morgen hatte meine Mutter ihn schon gesucht, weil er nicht zum Frühstück zu Hause war. Sie ist die Straße hoch gefahren und durch die Ställe und hat ihn gerufen. Zum Glück ist sie nicht sehr weit die Straße hoch gefahren, sonst hätte sie ihn gefunden. Nicht auszudenken, wie sie dann nach Hause gekommen wäre. Sie hätte ihn ja nicht mal aufheben können.
Nun liegt er begraben vorne an der Weide. Auf diesen Hügel geht sonst niemand. Hier wird er seine Ruhe haben. Der kleine Holzkopf. Unser Katzerich.
Scheiße, Rolli. Warum du? Du hättest noch so lange leben können, und du hattest in deinem jungen Leben schon so viel überstanden. Verdammt. Es ist so unfair.
Wie schlecht es ihr wirklich geht, kann ich nur ahnen. Ich hatte es ihr heute morgen erzählt und irgendwie versucht, sie zu trösten. Aber wie kann man das? Er war gerade zwei Jahre alt, kein Alter zum Sterben, und beide hingen so aneinander. Wie soll man erklären, dass es sein Schicksal war, direkt hier an unserer kaum befahrenen Straße vor ein Auto zu springen? Vermutlich noch vor das einzige, was heute Nacht überhaupt hier vorbei gefahren ist. Für sie bricht eine Welt zusammen.
Und ich? Ich habe einfach nur Angst. Angst, dass es nun abwärts geht mir ihr. So lange wie sie schon krank ist, so viele Schicksalsschläge wie sie schon hinnehmen musste, und nun schon wieder einer. Das ist so ungerecht. So unfair. Warum gerade dieser Kater? Der, der immer auf sie gewartet hat, der sich wie selbstverständlich auf ihrem Elektro-Rollmobil herumgelümmelt hat, als wäre es seins? Warum er, der ihr überall hin folgte und wie ein kleiner weißer Schatten immer in ihrer Nähe war. Ich kann es kaum fassen. Es ist so unfair.
Gestern habe ich noch im Spaß gesagt, dass er eine "faule Socke" sei (ja, habe ich wirklich gesagt), weil die Tierärztin letzte Woche meinte, dass er keine Milben im Ohr hat, sondern einfach nur zu faul ist, sich richtig zu putzen. Letzte Woche saß er auch hier oben vor meinem Badezimmerfenster - etwas ratlos vor dem Fliegengitter. Der kleine Dachhase. Wenn man ihn gerufen hat, war er immer sofort da - sofern er in Rufnähe war.
Heute Morgen hatte meine Mutter ihn schon gesucht, weil er nicht zum Frühstück zu Hause war. Sie ist die Straße hoch gefahren und durch die Ställe und hat ihn gerufen. Zum Glück ist sie nicht sehr weit die Straße hoch gefahren, sonst hätte sie ihn gefunden. Nicht auszudenken, wie sie dann nach Hause gekommen wäre. Sie hätte ihn ja nicht mal aufheben können.
Nun liegt er begraben vorne an der Weide. Auf diesen Hügel geht sonst niemand. Hier wird er seine Ruhe haben. Der kleine Holzkopf. Unser Katzerich.
Scheiße, Rolli. Warum du? Du hättest noch so lange leben können, und du hattest in deinem jungen Leben schon so viel überstanden. Verdammt. Es ist so unfair.
Majsol - 22. Jun, 11:29
Exakt einen Tag später...
Er hört zu, sieht mich prüfend an, ein kleines Lächeln stiehlt sich auf sein Gesicht, und ohne dass es doof klingt, sagt er: "Ich habe Abhilfe." Dann zieht er beide Zeigefinger auseinander, so dass zwölf bis fünfzehn Zentimeter Platz dazwischen haben und sagt: "So groß. Drei Stück." Ich muss mich erst mal setzen. "Hä?", habe ich mich verhört? Seine Katze ist doch schon
scheintoturalt, die bekommt keine Jungen mehr. Das hätte er außerdem auch schon vorher mal erwähnt, vor allem, wenn die jetzt schon so groß sind.Und dann klärt er mich auf, dass er Sonntagnachmittag das Maunzen in der Hecke, das er seit Samstag gehört hat, nicht länger ignorieren konnte. Aus
MitleidSchutzbedürfnis (seine Hunde zeigten auch schon reges Interesse) hat er drei Katzenwelpen aus dem Gebüsch geholt. Zwei schwarze, ein graues. Ganz alleine. Verlassen von der Mutter? Wahrscheinlich, denn sie war nirgends zu sehen. Und maunzen Katzenbabies, wenn sie satt sind, Mutti da ist, und sie schutzbedürftig in einer Hecke wohnen? Nein. Sagt der Kollege. Ich sage das auch.Pragmatisch wie er ist, hat er natürlich rein zufällig gleich Bilder von den süßen Miezen gemacht und mir in den Tauschordner gestellt
die ich dann auch gleich ausgedruckt und meiner Mutter nach Feierabend vor die Nase gehalten habe.Sagt was Ihr wollt, ich glaube an Zufälle. Ich habe schon so viele Dinge, bei denen ich mich nicht entscheiden mochte, dem Zufall überlassen - und es passte immer. Ich glaube, eines dieser Katzenviecher wohnt in Kürze bei uns. Und meine Mutter glaubt das mittlerweile auch. Wir fahren nachher zum Kollegen nach Haus...