Aktuelle Beiträge

Und schon wieder ist...
Ich vergesse diesen Blóg nicht. Ich verdränge ihn höchstens....
Majsol - 16. Mai, 18:19
Viereinhalb Jahre
Fast auf den Tag genau ist mein letzter Blogeintrag...
Majsol - 27. Jul, 14:01
Ein Monat voll Glück(seligkeit)
Über einen Monat ist es her, dass mein Schatz in mein...
Majsol - 26. Jan, 23:06
Mein ganz besonderes...
Seit Jahren bin ich Single - bis auf einen kurzen Versuch...
Majsol - 10. Jan, 11:23
Abschied
Du bist ins Leere entschwunden, aber im Blau des Himmels...
Majsol - 11. Sep, 16:07

User Status

Du bist nicht angemeldet.

SchiffsWelt

Donnerstag, 5. Juni 2008

Schwimmender Stahl unter grünen Segeln

Der 510 PS starke Diesel verstummt. In der einkehrenden Stille hört man nur noch das Rauschen des Wassers, das beständig von dem Bug des acht Meter breiten Schiffes durchbrochen wird. In strahlendem Grün segelt die Dreimastbark nun über das offene Meer, der untergehenden Sonne entgegen. 60 Personen verteilen sich auf 63 Meter schwimmenden Stahl. Unter ihnen sind 35 Trainees, die unter der Anleitung der erfahrenen Besatzung das Schiff auf Kurs halten. Kein Fahrplan bestimmt den Törn, nur das Zusammenspiel von Wind, Wetter und Crew. Gemeinsam wird der Bordalltag organisiert, Teamgeist wird groß geschrieben - nur so kann der Großsegler den Naturgewalten trotzen und sicher den nächsten Hafen anlaufen.

Alexander-von-HumboldtWer ein bisschen Geld über hat sparen kann, sollte das tun, denn dieses herrliche "Bierschiff" geht im Jahr 2013 in Rente und ist dann käuflich zu erwerben!

Zeitungsangaben zufolge hat die DSST eine neue Bark in Auftrag gegeben. Die Betriebskosten der 100 Jahre alten "Alexander von Humboldt" würden zu stark steigen, man müsse zurzeit jährlich rund 400.000 Euro aufbringen, um das Schiff zu erhalten, das jedermann (und -frau) aus der Bierwerbung bekannt ist. "Das Schiff für die Jugend" soll noch bis 2013 im Einsatz bleiben, dann muss es seinem jungen Nachfolger, der "Passatwind", die derzeit für gute neun Millionen Euro in Rostock gebaut wird, weichen.

Die "Alexander von Humboldt" fährt unter deutscher Flagge, ihr Heimathafen ist Bremerhaven. Gebaut wurde sie ursprünglich als Feuerschiff "Sonderburg" im Jahre 1906 auf der Weserwerft Bremen. 63 Meter lang, 8 Meter breit mit guten 5 Metern Tiefgang muss sich der Dreimaster nicht verstecken. Das wäre auch schlecht möglich, denn er verdrängt gute 830 Tonnen Wasser, und der Großmast ist ganze 32 Meter hoch. Die grünen Segel sind das Erkennungszeichen eines Trägers der Stiftung DSST, der Brauerei Beck & Co. (inBev), sie haben die "Alexander von Humboldt" zu dem weltbekanntesten Segelschulschiff neben der "Gorch Fock" gemacht.

Ihren Namen hat das stolze Schiff übrigens von dem Forschungsreisenden Alexander von Humboldt, der 1769 in Berlin geboren wurde, dort aufwuchs und sich bereits als Kind für die großen Entdeckungsreisen seiner Zeit (z.B. James Cook, La Condamine) begeisterte. Sein Vater stirbt, als Alexander sieben Jahre alt ist, beim Tod seiner Mutter ist er siebenundzwanzig. Sie hinterlässt ihm ein beträchtliches Vermögen, das ihm die Finanzierung seines Lebenstraums ermöglicht: Er widmet sich fortan nur noch seinen Reiseplänen, doch die Politik vereitelt seine großen Pläne. Der junge Mann lässt sich jedoch nicht aufhalten, er reist 1799 mit einem Freibrief des spanischen Königs Karl IV. nach Amerika. Gemeinsam mit seinem Gefährten Bonpland sieht er die heutigen Staaten Venezuela, Kolumbien, Ecuador, Peru, Kuba und Mexiko und erschließt diesen halben Kontinent für die wissenschaftliche Forschung. Das macht ihn weltberühmt, denn er ist der erste seiner Zeit, der diese Reise aus rein wissenschaftlichen Gründen unternimmt. 1804 kehrt Humboldt nach Europa zurück und lebt fortan in Paris, da ihn das provinzielle Berlin langweilt. Als Paris im März 1814 besetzt wird, dient er eher widerwillig Friedrich Wilhelm III. Er hasst die politischen Reaktionen Europas macht sich nun an die zweite große Aufgabe seines Lebens: eine Forschungsreise nach Asien. Doch auch diese Pläne werden politisch verhindert. So bleibt er in der Stadt, forscht mit bedeutenden Wissenschaftlern und verkehrt abends in den Pariser Salons. Im Mai 1827 muss er aufgrund finanzieller Nöte nach Berlin zurückkehren. Hier beginnt er im Jahr 1834 mit der schriftlichen Niederlegung jenes Werkes, das ihn bis zu seinem Lebensende im Mai 1859 beschäftigt: Der Kosmos. Ihm zu Ehren wird ein Staatsbegräbnis im Berliner Dom angeordnet.

Im September 2005 ist die "Alexander von Humboldt" übrigens aufgrund ihres 100-jährigen Geburtstags auf den Spuren ihres Namensgebers zu einer Reise nach Südamerika aufgebrochen. Mehr als 20.000 Seemeilen hat sie dabei zurückgelegt. Von Bremerhaven aus ging es über die atlantischen Inseln, den Kanaren und Kapverden, entlang der südamerikanischen Ostküste um Kap Hoorn und im Humboldt-Strom entlang der Westküste Südamerikas. Sie ist damit der klassischen Route der berühmten P-Liner nach Chile und Peru gefolgt, hat ihren Weg nach Norden über die Galapagos-Inseln und durch den Panama-Kanal fortgesetzt und dann wieder in Bremerhaven festgemacht.

Admiral Brommy, begraben in Brake

Es ist auch schon länger her, dass ich das letzte Mal auf dem Braker Friedhof war. Schon als Teenie habe ich dort berührt vor dem Grabmal des Admiral Brommy gestanden, den folgende Inschrift ziert:

"Karl Rudolf Brommy ruht in diesem Grabe,
der ersten deutschen Flotte Admiral.
Gedenkt des Wackeren und gedenkt der Zeiten,
an schöner Hoffnung reich und bittrer Täuschung
und - welche Wendung dann durch Gottes Fügung."

Nun habe ich mal herausgesucht, was es eigentlich mit diesem Brommy auf sich hatte. Ein Ausflug in die Geschichte:

1804 bei Leipzig als Karl Rudolf Bromme geboren, verlor er bereits im Kindesalter seine Eltern. Mit 14 Jahren erhielt er von seinem Vormund die Erlaubnis, Seemann zu werden und lernte dies in Hamburg. Auf verschiedenen US-amerikanischen Segelschiffen angeheuert, änderte er sowohl seinen Namen als auch die Schreibweise nach der englischen Aussprache in "Brommy".

Mit 16 trat er freiwillig in die chilenische Kriegsflotte ein und nahm an mehreren Einsätzen teil. Er folgte seinem Ausbilder Cochrane 1825 in brasilianische Dienste und auch nach Griechenland. 1828 wurde Brommy zum Fregattenkapitän befördert und zum Kommandanten einer modernen Dampffregatte ernannt. Im Geschwader nahm er an diversen Kämpfen und Eroberungen teil. Während des dritten griechischen Bürgerkriegs verließ Brommy das Land und kehrte nach Sachsen zurück, wo er einen autobiographischen Roman unter dem Pseudonym R. Termo veröffentlichte. 1832 wurde er wieder Offizier in der griechischen Flotte und Kommandant verschiedener Kriegsschiffe, Hafenkommandant von Piräus und Leiter des Marinegerichts. Seine Bewerbung um die Übernahme in die preußische Flotte wurde 1845 jedoch abgelehnt. Daraufhin veröffentlichte Bromme ein Lehrbuch über die Marine.

In Folge der revolutionären Ereignisse von 1848 wurde in den deutschen Staaten ein Ruf nach einer eigenen Flagge lauter, Brommy bot seine Hilfe beim Aufbau der deutschen Reichsflotte an und wurde 1849 Oberbefehlshaber der Nordseeflottille mit seinem Flaggschiff "Barbarossa" in Brake. Der Herstellung des deutschen Bundes folgte im Jahr 1852 die Auflösung der ersten deutschen Flotte. Brommy setzte sich zwar noch für seine Leute und Schiffe ein, doch die Flotte wurde unter Wert versteigert, er selbst im Jahre 1853 verabschiedet. Kurz zuvor heiratete er die Tochter eines Kaufmanns und Hotelbesitzers in Brake: Caroline Gross. Brommy bekam von zwar eine Abfindung und eine monatliche Pension, eine Stelle als technischer Referent in Venedig musste er aus gesundheitlichen Gründen aufgeben.

Mit Frau und Sohn lebte er enttäuscht und zurückgezogen in St. Magnus bei Bremen. Dort starb er 1860. Der Dampfer "Merkur" brachte seinen Sarg, in die schwarz-rot-goldene Flagge seines Flaggschiffs "Barbarossa" gehüllt, zum Friedhof von Kirchhammelwarden (heutiger Stadtteil von Brake). Brommy galt als liberaler Schöngeist, der sich nicht nur als Marineoffizier, sondern auch als Schriftsteller und Komponist betätigte.
Ist ein wenig traurig, die Geschichte, oder? Aber nun weiß wenigstens, was es mit der Inschrift auf sich hat. Damals, als mich das Grab so faszinierte, gab es noch kein Internet, um nachzuforschen. Schön, dass sich das heute geändert hat.

Die "Wilhelmshaven" befördert nun Autos...

"Grün ist das Land.
Rot ist die Kant'.
Weiß ist der Sand.
Das sind die Farben von Helgoland."

Aus dem Seebaederschiff ist nun eine Autofaehre geworden...Wer auch immer schon mal auf Helgoland (fälschlicherweise als Deutschlands einzige Hochseeinsel bezeichnet) war und bis 2004 von Wilhelmshaven aus gestartet ist, hat den dreistündigen Seeweg vermutlich auf ihr gemeistert: der "Wilhelmshaven". Doch in unserer schnelllebigen Zeit wurde vor einigen Jahren dieses elegante Seebäderschiff wegrationalisiert - zu lang dauerte den ungeduldigen Helgoland-Touristen und Zollfrei-Einkäufern die Fahrt. Hier ein kleines "In Memorial" für die "Wilhelmshaven":

Nachdem die Flensburger Förde Rederei Seetouristik (FRS) und die Reederei Norden-Frisia die "Wilhelmshaven" übernommen hatten und das Schiff ein Jahr unter der gemeinsamen Flagge der "WHL Wilhelmshaven Helgoland Linie" fahren ließen, wurde die alte Lady im März 2005 an die Reederei Argo Lines von Nicola Perascandolo in Genua verkauft. Man lässt halt nicht zwei Konkurrenten aus dem gleichen Stall gegeneinander antreten...

Der setzte umgehend seine Pläne um, aus der "Wilhelmshaven" eine Autofähre zu machen. Mittlerweile ist der Umbau abgeschlossen. Seit dem 20. Februar 2006 bedient die "Wilhelmshaven" "Leviathan" nun mehrmals täglich die Strecke Milazzo - Lipari - Salina... und befördert dabei bis zu 450 Passagiere und 60 Pkws. Allerdings muss man es Signor Perascandolo zugute sprechen, dass er das Schiff rein äußerlich kaum verändern ließ. Die Schornsteinattrappe ist nach wie vor hellblau (übrigens ein Relikt aus der Zeit, als die Wilhelmshaven unter der Flagge der städtischen Schiffsgesellschaft Jade 1963-1983 fuhr), und den Bug ziert noch immer das Wilhelmshavener Stadtwappen. Größte Veränderungen sind die neue Heckklappe und der Austausch der Rettungsboote durch moderne Rettungsinseln.

Innerlich wurde neben dem Ausbau des Laderaums für die Autos nun auch ein behindertengerechter Fahrstuhl zu den Passagierdecks eingebaut (über den hätten sich gehbehinderte Fahrgäste nach Helgoland sicherlich auch schon früher gefreut...). Die Cafeteria im Laderaum musste natürlich weichen (*grübel* - über die Schaukästen für die Fotos vom Ausbooten und den Kiosk sowie den Verbleib der Spielautomaten ließ sich nichts finden...), dafür präsentiert sich das Restaurant ein Deck höher in neuem Glanz. Ansonsten ist dem nur noch hinzuzufügen, dass ein neues Bugstrahlruder eingebaut sowie der Antrieb durch zwei neue Propeller und ein neues Kühlsystem verbessert wurde. Umgebaut wurde die "Leviathan" in Genua durch die finnische Wärtsilä-Gruppe.

Der Reeder rechnet aufgrund des guten Pflegezustandes mit einer weiteren Nutzungsdauer von gut 25 Jahren des mittlerweile 1963 gebauten Schiffes. Somit ist es doch schön zu wissen, dass dieser schnittige Dampfer vielleicht sogar noch ein offizielles Rentenalter erreicht, bevor der Hochofen etwas Neues aus ihm formt. *tröst*

Immerhin darf das alte Seebäderschiff nun in wärmeren Gewässern sein "Mittelalter" verbringen (wandern nicht auch viele Deutsche in wärmere Gefilde aus, wenn sie älter werden?)! Wenn einen das Rheuma plagt und es hier und dort zwickt und außerdem die Leute lieber schneller (und teurer) nach Helgoland gelangen möchten, muss man wissen, wann man verloren hat und sich vor Beginn der Midlife-Crisis ein neues Jagdrevier suchen.

Übrigens wurde die "Wilhelmshaven" ursprünglich als Ersatz für die betagte "Rüstringen" auf der Roland-Werft gebaut und fuhr 20 Jahre für die städtische Schiffahrtsgesellschaft Jade (ich erwähnte es oben bereits) von Wihelmshaven nach Helgoland. Ihr 3000 PS MAN machte sie seinerzeit mit 19 kn. zum schnellsten Seebäderschiff auf der Route nach Helgoland.

Hier der Link zu einem Foto der "Wilhelmshaven":
http://www.martinzimmermann.de/wilhelmshaven13b.jpg

Und hier der Link zur "Leviathan" (noch deutlich ist der alte Schriftzug "Wilhelmshaven" zu erkennen):
http://freehost05.websamba.com/egidioferrighi/images/navi/i-n/leviathan.jpg
(funktioniert leider nicht mehr)

Hier ein neuer:
http://www.faktaomfartyg.se/leviathan_1963_b_6.htm

Nachtrag - Und ich habe gerade eben gelesen, dass die "Leviathan" offenbar nur einen Sommer diese Fährverbindung bedient hat. Nun liegt sie vertäut in einem nicht -öffentlichen Bereich im Hafen von Napoli:
http://www.nordreport.de/ITA_2007_6713.jpg
(Dort gibt es auch die Geschichte zu lesen ;-)

Und noch ein Nachtrag: Offenbar kommt die "Wilhelmshaven" auch im Süden Europas nicht zur Ruhe. Sie wurde Anfang 2010 erneut verkauft und umbenannt in "Favola A Venezia".

O-Ton meines Ex-Freundes aus dem Jahre 2006 dazu: "Ein Lebensabend in der Karibik wäre dieser Perle der Nordsee gegönnt. Wirklich schade! Das Ding trägt 40 Jahre Geschichte in seinen Planken und bekommt dann so einen, Entschuldigung, Arschtritt! Aber so ist das nun mal. Man fährt Katamaran, heute. Der ist zwar schneller aber nicht besser. Und mit der oftmals rauen See hat er
angeblich so das eine oder andere Problem, während die MS Wilhelmshaven in solchen Momenten unbeeindruckt Kreise um den Katamaran fahren würde."

Ich persönlich gebe zu, dass ich seit dem Abschied der "Wilhelmshaven" nie wieder nach Helgoland gefahren bin...

Geburtstagsrechner

Lilypie Kids birthday Ticker

Suche

 

Status

Online seit 6086 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 16. Mai, 18:19

Verlinkte Welten


BauernWelt
ErlebnisWelt
FastenWelt
GedankenWelt
GefühlsWelt
GeschäftsWelt
HausHofWelt
InteressanteWelt
JungeWelt
KulinarischeWelt
LeidensWelt
NeueWelt
SauberWelt
SchiffsWelt
SonderbareWelt
WunschWelt
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren